Betrachten Sie dieses Objekt als Müll?


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Kunstwerk „The Octogon“

Künstler(in)/Hersteller(in) Sabine Wiedenhofer

Datum der Herstellung/Erstellung 2021
Eingang in die Museumssammlung 2022

Herkunftsort Wien, Österreich, Europa und Murano, Italien, Europa
Aktueller Standort Austrian museum of folk life and folk art, Vienna,Austria

Material Glas, Aluminium
Maße Aus Glas : 26x26 ; Aus Aluminium : 37x37

Inventarnummer ÖMV/89.815/01,02

Stichwort Kunst Menschen Erinnerung

Copyright © Volkskundemuseum Wien

Status im Lager

Bildnachweis © Christa Knott, Volkskundemuseum Wien © Claudia Peschel-Wacha, Volkskundemuseum Wien

Weg, aber nicht vergessen: Die künstlerische Verewigung von Müll des Gedenkens.

Worum handelt es sich bei diesem Objekt, mit welchen Menschen steht es in Zusammenhang?

Mitte 2022 kam dieses Objekt ans Volkskundemuseum Wien. 2021 hat die Wiener Künstlerin Sabine Wiedenhofer diese Objektes aus Überresten (Briefe, Kerzen, Stofftiere) von den spontan entstandenen Erinnerungsstätten an den Terroranschlag vom 2. November im 1. Wiener Bezirk konzipiert und geschaffen. Die Künstlerin war selbst beim islamistischen Terroranschlag in den Straßen, in denen der Anschlag stattfand, anwesend und versteckte sich mit ihrer Familie in einem Lokal vor den Schüssen des Attentäters. Sie hat in den Tagen nach dem Anschlag die Orte des Geschehens mehrfach besucht und das Anwachsen der Anzahl der abgelegten Erinnerungsobjekte beobachtet. Ihr war es ein Anliegen, diese Gegenstände in bleibenden Kunstwerken zu verarbeiten.

Mit welchen Orten ist dieses Objekt verbunden, wie europäisch/transnational ist es?

Der islamistische Terroranschlag vom 2. November 2020 in der zu diesem Zeitpunkt sehr belebten Wiener Innenstadt hat – einen Tag vor einem neuerlichen Lockdown infolge von COVID19-Maßnahmen – einen damals akuten und bis heute nachwirkenden Schock ausgelöst. Die Bewohner*innen der österreichischen Hauptstadt waren ebenso persönlich und emotional involviert, wie der Rest der österreichischen Bevölkerung. Viele Menschen kannten oder kennen Personen, die am Ort des Terrorgeschehens gewesen waren. Mit diesem Objekt verbinden sich die Erfahrung des Anschlags, die unmittelbaren Auswirkungen und die individuellen, kollektiven wie auch nationalen Erinnerungen und die Bewältigungen mit jenen der anderen europäischen und internationalen Orten des islamistischen Terrors der letzten Jahre.

Warum und wie ist dieses Objekt in die Museumssammlung gelangt?

Die Objekte sind in den Sammlungen des Volkskundemuseum außergewöhnlich. Die als Schenkung ans Museum gekommenen Kunstwerke wurden von der Künstlerin bzw. der sie vertretenden Galerie dem Haus angeboten. In den Sammlungen des Volkskundemuseums finden sich vor allem Gegenstände aus alltagskulturellen und/oder Volkskunst-Zusammenhängen und eher selten aktuelle Kunst. Durch die besondere Bedeutung des Anschlags für das kulturelle und soziale Gedächtnis Wiens und Österreichs hat sich das Volkskundemuseum Wien dazu entschlossen, diese Objekte in die Sammlungen aufzunehmen und in Wien als Quellen für weitere Analysen zu bewahren.

In welchem Verhältnis steht dieses Objekt zu Abfall?

Der Terroranschlag und die spontanen Erinnerungspraktiken in Wien, wie das Aufsuchen der Tatorte und das Ablegen von Briefen, Kerzen, Stofftieren und Ähnlichem, haben Spuren hinterlassen. Nicht nur von der Künstlerin, sondern auch von der zuständigen städtischen Magistratsabteilung für Abfallwirtschaft, wäre das Vernichten der Erinnerungsstücke als respekt- und pietätlos empfunden worden. Es stellte sich die Frage, wie mit diesem sehr speziellen, materialisierten Gedenken, das keinen (dauerhaften) Platz im öffentlichen Raum hatte oder haben konnte und deshalb „entsorgt“ werden musste, umgegangen werden konnte. Obwohl diese Erinnerungsobjekte zunächst wie „Abfall“ von der Magistratsabteilung entfernt und behandelt wurden, engagierte sich jene in weiterer Folge logistisch in Zusammenarbeit mit der Künstlerin. Mit der Übergabe der Objekte ans Volkskundemuseum Wien wurde dieses Gedenken, das Aufarbeiten und Bewältigen nun institutionalisiert und musealisiert.